1921 beteiligt sich Nagel am Märzstreik. Fristlos entlassen, steht er auf der schwarzen Liste. Nun muss er als freischaffender Maler arbeiten. Kein leichtes Leben. „Es gab ein paar Freunde, die an meine Kunst glaubten und sich Mühe gaben, die kleinen Blättchen abzusetzen. Meist waren die Käufer Gesinnungsfreunde: Arbeiter, Angestellte aber auch Intellektuelle, die sich für ein paar Mark ein Blatt zulegten.“ So Nagel rückblickend in seiner Autobiografie.
Und 1921 wird Otto Nagel durch seine erste Ausstellung im Berliner Osten bei Ernst Friedrich bekannt. Bilder wie die Spielwiese, Volksversammlung und Parkweg sind zu sehen. Die Teilnahme an den großen Berliner Ausstellungen war gesichert. Nagel lernte viel Menschen kennen, die ihm für das ganzen Leben von Bedeutung blieben. Besonders Käthe Kollwitz. Im August 1982 schreibt meine Großmutter mir in das Kinderbuch Tintarolo – ein Buch über Käthe Kollwitz mit Zeichnungen von ihr – die Widmung: „Liebste Enkelin Salka, Kollwitz war über 20 Jahre unsere Freundin. Behalte ihren Namen im guten.“
Während einer Ausstellung bei Behne lernen sich der 64-jährige Heinrich Zille und Nagel kennen. Zille war tief beeindruckt, war es doch das, was er selbst immer zeichnen wollte. Nach einer Nacht intensiver Gespräche schreibt Zille dem jungen Künstler einen langen Brief mit einem Foto von ihm. Auf der Rückseite steht: „Für Otto Nagel, den ich hoch verehre.“ Fortan verband die beiden eine enge Freundschaft, die bis zu Zilles Tod 1929 hielt. „Wie oft saß ich bei ihm - er wohnte in Charlottenburg – in der Stube und hörte ihm zu. Oder er lies sich von mir vom Wedding erzählen.“
Hunderte Briefe schrieb Zille an Angel im Laufe der Jahre.