Presseresonanz
Film: Der Fall Otto Nagel - Ein "Kurzkrimi" vom NDR
Radio NDR MV Raubkunst in der DDR: Das unerforschte Kapitel
Deutschlandradio Kultur Provenienzforschung an ostdeutschen Museen Ungereimtheiten im Bestand
dpa Meldung veröffentlicht in u.a. Welt, monopol Zeitschrift für Kunst und Leben: Wie die DDR Privatleuten Kunst entzog: Forschungsprojekt
Podiumsdiskussion mit Experten, zu der am Mittwoch (06.11.2019) die NDR Redaktion Museumsdetektive zusammen mit dem Staatlichen Museum Schwerin eingeladen hatten.
Es sind schöne Momente und günstige Zeitpunkte im Leben. Zu Jahresbeginn war noch nicht klar, dass wir solch ein Forschungsprojekt überhaupt starten würden.
Wage war die Idee vorhanden, etwas über den Großvater zu schreiben. Einen echten Anlass gab es nie. Aber es fügten sich Dinge zusammen. Salka wurde vom Initiativkreis Otto Nagel 125 eingeladen, sich als Enkelin an den Feierlichkeiten zum 125. Geburtstages des Biesdorfer Künstlers Otto Nagel zu beteiligen. Auch eine Anfrage vom Bröhan Museum Berlin stärkte die Motivation. Und schließlich war es der Druck auf die Seele, den die Familiengeschichte einem aufbürdet: Kein Abitur machen zu dürfen, weil der Bruder in den Westen ausgereist war, die Familie quasi enteignet. Ebenso hatten wir durch unsere redaktionelle Arbeit immer wieder Kontakt zum Thema SED-Unrecht und DDR-Politik.
Der Antrag auf Anerkennung als verfolgte Schülerin wurde in den 1990ern abgewiesen. Eine Chance auf Rehabilitierung schien damit erledigt.
Doch es kam anders. Auf Empfehlung und einige Gespräche später bot sich die Möglichkeit, das ganze Thema nochmals aufzurollen. In Kooperation mit der Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Sachsen-Anhalt ist ein nun Forschungsprojekt entstanden, mit dessen Hilfe wir die Familiengeschichte aufarbeiten können.
In den Akten fanden wir Verzeichnisse von Werken Otto Nagels, die in den Museen der DDR Anfang der 1970er Jahre vorhanden waren. Damals existierte im familiengeführten Otto-Nagel-Haus ein Kuratorium zur Nachlassforschung. Man hatte die Idee, einige bedeutende Werke als Dauerleihgabe ins Haus zu holen. Aber wir fanden auch konkrete Hinweise, dass Bilder Otto Nagels die DDR gegen Devisen (DM) verlassen haben bzw. verlassen sollten. Im Sommer fragten wir deshalb Museen im Osten der Republik an, ob die in den Akten genannten Werke noch vorhanden sind. Gleichzeitig waren die Redakteure des NDR-Projekts Museumsdetektive unterwegs und suchten nach einer spannenden Geschichte. Über das Museum in Schwerin fanden die Redakteure schnell zu Nagels Enkelin. Eine gute Chance, die Geschichte einmal zu erzählen und sie mit aktuellen Rechercheergebnissen zu verbinden. Der NDR transportiert das Thema Museumsdetektive über das Fernsehen, den Hörfunk und online. Des Weiteren findet sich der Film in der ARD-Mediathek.
In der Podiumsdiskussion konnten wir diese Familiengeschichte in Aussagen von Fachexperten eingliedern, was dem Thema auch eine andere Dimension verleiht, als wenn wir sie nur den Journalisten erzählen würden.
Kunstraub gehörte in der DDR offenbar zum Geschäft. Viele Sammler und Künstler wurden systematisch ausgeplündert. Von mehreren hundert bekannten Fällen ist die Rede.
Die Veranstaltung war gut besucht. Über 40 Leute folgten interessiert den einzelnen Ausführungen. Nagels Enkelin ohne Zweifel ein wichtiger Teil des Abends. Endlich redet man öffentlich wieder über den künstlerischen Nachlass von Otto Nagel.
bernd schallenberg